Die Abstiegsuhr der Royals tickt unablässig, als die Mannschaft der Flippo Baskets aus Göttingen die Stadtgartenhalle betritt, jene Mannschaft, die in den vergangenen Wochen Hannover, Herne, Keltern und Halle wie im Durchmarsch geschlagen hatte. Als »Favoritenschreck« wurden sie betitelt. Gestern endete die Siegesserie von Göttingen jäh mit einer 95:68-Niederlage beim derzeitigen Schlusslicht inexio Royals Saarlouis.
In Saarlouis waren vor dem Spiel alle nervös: Die Spielerinnen, die Trainer, das Management, der Vorstand, viele Fans. Es stand sozusagen ein vorentscheidendes Spiel um den Klassenerhalt an. Saarlouis, mit 2 Pünktchen abgeschlagenes Tabellenschlusslicht, hatte Mitte der Woche in einer Pressmitteilung verlauten lassen, dass man sich keineswegs aufgegeben hätte und solange um den Klassenerhalt kämpfen wolle, bis es keine rechnerische Chance mehr gäbe. Auf die neuerlichen Verletzungen von zwei Spielerinnen in Wasserburg reagierte man schnell mit zwei Nachverpflichtungen. Vom Ligakonkurrenten Keltern wurde Merike Anderson nach Saarlouis geholt, aus dem belgischen Charleroi kam die Schwedin Johanna Prytz, die allerdings gestern noch nicht spielberechtigt gewesen ist. So spielten die Royals mit einer Achterrotation, während Göttingen 12 Spielerinnen auf dem Anschreibebogen eintragen ließ.
Merike Anderson, Neuzugang der inexio Royals Saarlouis. Foto: Stefan Bost
Göttingen wurde im ersten Viertel sichtlich überrascht von einer ganz stark aufspielenden Saarlouiser Mannschaft. Neuzugang Anderson, obwohl erst seit ein paar Tagen in Saarlouis, setzte von Beginn an Impulse und gab zu verstehen, dass sie nicht nach Saarlouis gekommen ist, um Spiele zu verlieren. Die Mannschaft folgte ihr und brannte bis zur Viertelpause ein Feuerwerk ab, wie es die gut 800 Zuschauer in der Stadtgartenhalle lange nicht erlebt hatte. Mit 30:16 endete das erste Viertel. Göttingens Trainer war sichtlich unzufrieden, erhöhte den Druck in der Defense und Göttingen bäumte sich im zweiten Viertel spürbar auf. Mehr als ausgeglichen konnten sie das Spiel jedoch nicht gestalten. Zur Halbzeit stand es 48:37. Viele Zuschauer waren dennoch skeptisch und warteten auf den Leistungseinbruch der Royals, der in den vergangenen Monaten allzuoft zu Niederlagen geführt hatte.
Dieser blieb diesmal aus und die Royals gaben Göttingen auch im dritten Viertel deutlich zu verstehen, wer dieses Spiel heute gewinnt. Hinzu kam, dass mit Ivana Blazevic ein Eckpfeiler des Göttinger Spiels schon früh mit 4 Fouls belastet war. Auffällig bei Göttingen waren die starken Jenni Crowder und Cayla McMorris, die eine höhere Niederlage verhindern konnten.
Saarlouis bot eine durchgehend starke Mannschaftsleistung, Marc Hahnemann spielte konsequent mit seiner Achterrotation, alle Spielerinnen bei Saarlouis punkteten, drei Spielerinnen taten sich mit einem Double/Double hervor (Cherise Beynon 18/12; Merike Anderson 11/11, Klara Brichacova 10/10).
Jetzt gilt es, diese Leistung für die kommenden Spiele zu konservieren. Gelingt dies, werden die Sorgenfalten in Saarlouis schnell kleiner. Marc Hahnemann sagte beim Pressegespräch, dass er von Spiel zu Spiel plane und das nächste Spiel somit immer das schwerste Spiel sei. Dieses findet am kommenden Wochenende in Halle statt. Sollten die Royals gewinnen, würde man die rote Laterne zum ersten Mal seit langer Zeit abgeben. Keine leichte Aufgabe, aber nach der gestrigen Leistung eine durchaus machbare!
Let’s go Royals