Die Spieluhr in Nördlingen zeigt dem Zuschauer eine Restspielzeit von exakt 4:00 Minuten an. Die Royals führen mit 10 Punkten Vorsprung 60:70. Der bisherige Spielverlauf in der zweiten Halbzeit lässt eigentlich kaum Zweifel daran, dass die Royals als sichere Sieger die Halle verlassen, fröhlich nach Hause fahren können und schon einmal vorsichtig auf einen möglichen Einzug in die Playoff-Runde der besten acht anstoßen.
Doch Basketball wäre nicht Basketball, wenn alles immer so glatt laufen würde, wie man sich das vorstellt. Und so fallen in diesen letzten vier Minuten 12 Punkte für die Angels und nur noch zwei für die Royals, was am Ende der Partie einen Gleichstand von 72:72 bedeutet. Es folgt eine Verlängerung von einmal fünf Minuten, die klar und deutlich von Nördlingen dominiert wird (1:8). Die Luft war einfach raus bei den Royals. Körperlich völlig am Ende, was zwangsläufig zu Konzentrationsschwächen, leichten Ballverlusten, vergebenen Würfen führt.
Wie konnte es dazu kommen? Die Royals spielen im Prinzip mit einer 6er-Rotation, obgleich 10 Spielerinnen auf der Bank sitzen. Von Hanne Mestdagh weiß ich, dass sie aufgrund einer Verletzung nicht eingesetzt werden konnte. Anna Kelly spielte knapp über drei Minuten, Janna Dauer und Selena Kirberg hatten keine Einsatzzeit. Nördlingen spielte mit einer 8er-Rotation bei ebenfalls 10 Spielerinnen auf der Bank. Allein diese Tatsache sorgte zum Ende des Spiels für ein paar Körner mehr auf Seiten der Angels. Sie wirkten wacher, frischer, schneller.
Im Laufe des Spiels leisteten sich die Royals 32 Turnover, also Ballverluste, gegenüber von 15 auf Nördlinger Seite. Das sind einfach viel zu viel. Auch die Freiwurfquote war gestern bei den Royals nicht berauschend (12 von 19 fielen in die Reuse).
Hinzu kam, dass Anniina Äijänen bereits im zweiten Viertel ihr 4. Foul zog und im wahrsten Sinn des Wortes nur noch mit angezogener Handbremse spielen konnte. Kurz vor Spielende erwischte es dann ausgerechnet in der Crunchtime Addison Richards mit ihrem 5. persönlichen Foul. Marta Sniezek hingegen machte gestern wohl ihr mit Abstand bestes Spiel für die Royals.
Alles Jammern hilft nicht. Bereits am Donnerstag geht es nach Halle. Dort wartet nun ein ebenfalls aussichtsreicher Kandidat auf das Erreichen der Runde der letzten 8. Halle hat sich in einer phantastischen Serie nicht nur von den Abstiegsrängen verabschiedet, sondern ist jetzt Anwärter auf die Playoff-Runde. Mit vier Siegen in Folge, darunter auch gegen die Rheinland Lions und die Eisvögel aus Freiburg, gegen Düsseldorf und Heidelberg, ist Halle wie Phoenix aus der Asche von den Abstiegsrängen emporgestiegen und meldet seinen Anspruch auf die Playoffs an. Die Royals hingegen haben sich mit der gestrigen Niederlage selbst unter Druck gesetzt und so müssten sie am besten das Spiel in Halle gewinnen oder zumindest mit weniger als 15 Punkten Unterschied verlieren, um nicht hinter den Rivalen zurückzufallen.
Die Absteiger aus der Liga stehen nun auch so gut wie sicher fest: Heidelberg und Düsseldorf sind bereits sicher abgestiegen, für Göttingen und Wasserburg bestehen nur noch theoretische Chancen auf den Klassenerhalt.
Die Bundesliga bleibt auf jeden Fall spannend bis zum Schluss. Und das ist auch gut so!
Für die Royals trafen in Nördlingen: Scott (21); Sniezek (16); Meynadier (14); Richards (12); Zietara (4/11 Rebs.); Äijänen (4); Kelly (1)